Bruno Gröning-Freundeskreis
"Hilfe und Heilung auf dem geistigen Weg durch die Lehre Bruno Grönings – medizinisch beweisbar!" steht auf den Flugzetteln, die immer wieder auftauchen und über die Lehre Bruno Grönings informieren wollen. Meist werden diese Folder verteilt mit Einladungen zu Vorträgen von Ärzten der zum "Freundeskreis" gehörigen "Medizinisch-Wissenschaftlichen Fachgruppe" (MWF). Diese Flyer und die Werbung für den Film "Das Phänomen Bruno Gröning", der in vielen deutschsprachigen Städten monatelang in Kino gezeigt wurde, suggerieren, dass es kein "Unheilbar" gibt.
Wer ist dieser Bruno Gröning und der nach ihm benannte Freundeskreis?
Bruno Gröning
Bruno Gröning wurde am 31. Mai 1906 in Danzig-Oliva als viertes von sieben Kindern eines Maurers geboren. Seine religiöse Sozialisation erfuhr Gröning in der katholischen Kirche. Seine Eltern werden als 'strenggläubig katholisch' beschrieben. Nach einem nur fünf Jahre dauernden Schulbesuch fing er eine kaufmännische Lehre an. Diese beendete er nicht, sondern begann auf Wunsch seines Vaters die Ausbildung zum Zimmermann. Auch die Zimmermannslehre führte er zu keinem Abschluss. Gröning musste die Lehre nach eigenen Angaben ein Vierteljahr vor der Abschlussprüfung aufgeben, da sein Lehrbetrieb, aus Mangel an Aufträgen, geschlossen wurde. Er war daraufhin in vielen verschiedenen Berufen tätig.
Mit 21 heiratete er seine erste Frau Gertrud, mit der er 2 Söhne (Harald und Günther) hatte und die beide im Kindesalter an einer Herzerkrankung bzw. Brustfellentzündung verstarben.
Nach dem 2. Weltkrieg und seiner Rückkehr aus der russischen Gefangenschaft ließ er sich mit seiner Familie als Heimatvertriebener in Westdeutschland nieder. 1955 ließ er sich von seiner ersten Frau scheiden und heiratete noch im gleichen Jahr seine zweite Ehefrau, Josette Dufossé.
In Deutschland bekannt wurde Bruno Gröning durch die angebliche Heilung Dieter Hülsmanns. Von den Eltern Hülsmanns wurde Gröning 1949 nach Herford (Nordrhein -Westfalen) gebeten um den an Muskelschwund leidenden Sohn zu heilen. 1955 starb Dieter Hülsmann an eben dieser Krankheit, von der ihn Gröning sechs Jahre zuvor geheilt haben soll. Im Sommer 1949 verließ Gröning, aufgrund des über ihn verhängten Auftrittsverbots bzw. Verbots der heilpraktischen Betätigung in Nordrhein-Westfalen, Herford und ließ sich auf dem Traberhof in Rosenheim nieder. Nach Darstellung des Bruno-Gröning-Freundeskreis kamen täglich bis zu 30 000 Menschen zum Traberhof um Gröning zu erleben: "Nachdem jedoch die ersten Zeitungen über seine Ankunft in Bayern berichtetet hatten, setzte ein wahrer Massenansturm ein. Bis zu 30 000 Menschen strömten täglich zum Rosenheimer Traberhof. Presse, Funk und Wochenschau berichteten. Selbst ein Kinofilm wurde gedreht, der den Titel 'Gröning' trug und das Geschehen um ihn dokumentierte."
Da Bruno Gröning weder Mediziner noch Heilpraktiker war, kam er mit dem Gesetz in Konflikt. 1951/1952 wurde er wegen seiner Heilertätigkeit erstmals in München vor Gericht gestellt. Gröning wurde in zwei Instanzen vom Vorwurf der unerlaubten Heilbehandlung freigesprochen. Das Urteil der zweiten Distanz wies aber darauf hin, dass er objektiv gegen das Heilpraktikergesetz verstoßen hätte -was de facto dem Verbot gleichkam, mit seiner bisherigen heilpraktischen Tätigkeit fortzufahren - , er sich aber in einem schuldausschließenden Irrtum befunden habe.
1953 gründete Bruno Gröning den Gröning-Bund, dessen Präsident auf Lebenszeit er wurde. Der Gröning Bund diente als Dachorganisation der schon Anfang der fünfziger Jahre gegründeten Gröning Gemeinschaften, in denen er Vorträge hielt und seine Lehre verkündete. "Der Bund sollte ins Vereinsregister eingetragen werden und Bruno Gröning den gesetzlichen Schutz seines Wirkens bieten. So sollte ein weiterer Konflikt mit dem Heilpraktikergesetz endgültig verhindert werden." Unstimmigkeiten mit den Geschäftsführern - es ging neben den Kurs des Gröning Bundes letztlich um die Übernahme der Gerichtskosten bzw. der Geldstrafen Grönings durch den Bund - veranlassten ihn jedoch dem Bund den Rücken zu kehren. Wenige Wochen vor seinem Tod 1958 gründete er den 'Verein zur Förderung geistig-seelischer und natürlicher Lebensgrundlagen', der bis heute noch besteht.
In einem Prozess von 1955-57 wurde Gröning wegen Verstoß gegen das Heilpraktikergesetz zu einer Geldstrafe von 2000 DM verurteilt. Vom gleichzeitig erhobenen Vorwurf, die ärztliche Behandlung der 18jährigen Ruth Kuhfuß gestört zu haben und damit die Patientin fahrlässig getötet zu haben, wurde er freigesprochen.
Gegen das Urteil legte die Staatsanwaltschaft Berufung ein. In der Berufungsverhandlung 1958 wurde Gröning zu einer Strafe von acht Monaten Gefängnis wegen fahrlässiger Tötung und 5000,- DM wegen Verstoß gegen das Heilpraktikergesetz verurteilt. Das Urteil wurde zur Bewährung ausgesetzt und diesmal ging Gröning in Berufung.
Diese Verhandlung wurde nicht zu Ende geführt, da Bruno Gröning am 26. Januar 1959 in Paris an Krebs starb.
Nach Angaben der Leiterin des Bruno Gröning Freundeskreis, Grete Häusler, "verbrannte" er aber innerlich am Heilstrom, weil ihm seine Heilertätigkeit gesetzlich verboten worden war.
Freundeskreis
1979 gründet Grete Häusler, die angibt, selbst mehrfach durch Bruno Gröning geheilt worden zu sein, den "Bruno Gröning-Freundeskreis". Als Trägerverein dient der "Kreis für geistige Lebenshilfe e.V.", deren Vorsitzende Grete Häusler ist. Gleichzeitig ist sie auch Geschäftsführerin der "Grete Häusler GmbH" mit den Zweigen 'Verlag' und 'Film'. Ziel des BGF ist es, das Werk Bruno Grönings heute fortzuführen und allen Hilfe suchenden Menschen seine Lehre näher zu bringen. Nach dem Tod von Frau Häusler am 6. September 2007 leitet jetzt ihr Sohn Dieter den Freundeskreis.
Organisiert ist der BGF durch weltweit tätige örtliche Gemeinschaften, in denen alle 3 Wochen die Freunde in Gemeinschaftsstunden zusammenkommen. Diese Gemeinschaftsstunden gibt es auch speziell für Kinder und Jugendliche. In eigenen Arbeitskreisen treffen sich darüber hinaus die Gemeinschaftsleiter und deren MitarbeiterInnen. Weltweit gab es 2005 über 1800 solcher Gemeinschaften.
Neben den örtlichen Gemeinschaften gibt es Sondergemeinschaften wie die "Medizinisch-wissenschaftliche Fachgruppe "(MWF) oder die "Gemeinschaften der Hilfebedürftigsten", die sich den Suchtkranken und Drogenabhängigen zuwenden.
Die "Medizinisch-wissenschaftliche Fachgruppe", deren Mitglieder Ärzte und Angehörige anderer Heilberufe sind, hält Informationsveranstaltungen mit dem Titel "Heilung auf dem geistigen Weg - medizinisch beweisbar" ab und ist für die Überprüfung etwaiger Heilungen zuständig.
Der Prüfvorgang einer Heilung beginnt mit der Erfassung eines Erfolgsberichts durch einen geschulten Mitarbeiter der örtlichen Gemeinschaft. Dieser Mitarbeiter muss nicht dem MWF angehören. Er nimmt diesen Bericht anhand eines ausgearbeiteten Fragebogens auf. Anschließend wird der Bericht auf regionaler Ebene geprüft und dann an die Zentrale des MWF nach Hamburg geschickt. Dort wird er einem der Ärzte des MWF vorgelegt.
Lehre
Ob Bruno Gröning selbst eine systematische Lehre entwickelt hat, ist fraglich. Erst der Schwiegersohn Grete Häuslers, Thomas Busse, hat in dem Buch "Die Lehre Bruno Grönings" Aussagen Grönings im Namen der Freundenskreise geordnet und so eine Systematik erstellt.
Bruno Gröning selbst verkündete eine einfache Botschaft. Er sah in Gott den Arzt, der die Menschen mit seinem Heilstrom heilen kann. "Es gibt kein Unheilbar, Gott ist der größte Arzt."
Krankheiten sind für ihn Zeichen, dass der Kranke nicht nach der göttlichen Ordnung, sondern von Gott getrennt lebt. "Ursprünglich waren die Menschen ganz mit Gott verbunden, da war nur Liebe, Harmonie und Gesundheit, es war alles eins. Aber als der erste Mensch auf die Stimme, auf die böse, die außerhalb dieser Einheit sprach, hörte und das getan hat, da zerriss diese Verbindung, und seitdem steht Gott hier und dort der Mensch." Gott will keine Krankheit, deshalb ist sie ein Werk Satans. Um Krankheiten zu vermeiden, muss man den Kontakt mit satanischen Menschen meiden und ein gottgewolltes Leben führen.
Der Mensch allein, verstrickt in seine Sorgen und Nöte, kann nicht Heilung erlangen. Die Krankheit der Menschen besteht darin, dass sie sich Sorgen machen. Heilung geschieht dann, wenn der Mensch keine Gedanken an seine Krankheit verschwendet, wenn er seine Krankheit und seine Sorgen an Bruno Gröning abgibt: "Geben Sie mir Ihre Krankheit, Ihre Sorgen und Nöte und alles Schlechte, ich nehme alles, ich war ja auch mal Lumpensammler! Ich weiß aus diesem Schlechten etwas zu machen. (...) Ich kann neue Sachen herstellen, kann aus Altem Neues machen, überholen, alles reparieren."
So sah Gröning sich selbst als Vermittler zwischen Gott und den Menschen. Der Heilstrom Gottes, der durch ihn empfangen wird, wird den paradiesischen Zustand wieder herbeiführen. "Der Mensch ist, Tausende von Jahren zurück gesehen, von dem eigentlichen, von dem wahren, göttlichen Weg abgekommen, und er hat sich irreführen lassen von einzelnen wenigen (...). Und die Menschen, die satanisch waren, die haben diese Menschen zurückgelockt von dem guten, göttlichen Weg und haben hinter sich die Brücke gesprengt (...). Und so wurde dieser Weg zu dem eigentlichen wahren Göttlichen, den der Mensch hätte gehen müssen, unterbrochen durch die Brücke, die seinerzeit von den bösen, satanischen Menschen zerstört wurde. (...)Und heute ist es schon so weit, dass diese Brücke wiederhergestellt ist, ich habe Jahre daran gearbeitet (...). Seit dem vergangenen Jahr (...) habe ich angefangen, diese Brücke zu bauen. Die Brücke ist fertig, so dass Sie alle wieder auf den göttlichen Weg zurückgehen können..."
Um die Wirkung des göttlichen Heilstromes zu veranschaulichen, benutzte Gröning oft Bilder aus dem Bereich der Technik. Aus dem "Kraftwerk" Gott fließt unendlich viel Energie, die die "Glühbirne" Mensch nur dann erleuchten kann, wenn sie auf das notwendige Maß reduziert wird. Dies geschieht durch den "Transformator" Bruno Gröning.
Zu seinen Lebzeiten leitete Bruno Gröning den Heilstrom in Stanniolkugeln, die als Antennen zur Weitergabe dienen sollten. Heute werden zum selben Zweck Fotos von Gröning genommen.
In den Gemeinschaftsstunden wird die Technik des "Sich-Einstellens" auf den Heilstrom geübt. Die den Heilstrom empfangende Person sitzt in "offener Körperhaltung", also ohne Überkreuzung der Beine oder Arme auf einem Stuhl und legt die Hände mit der Handfläche nach oben auf die Oberschenkel. Die Praxis des Einstellens wurde zu einem eigenen Ritual entwickelt. In der Praxis eines Gröning-Freundes wird ein solches Einstellen über die Gemeinschaftsstunden hinaus zweimal täglich geübt, wobei die beste Tageszeit dafür 9.00 Uhr und 21.00 Uhr sei.
Die "Erfolgsberichte" der Gröning-Anhänger erzählen nicht nur von Linderung oder Heilung körperlicher Leiden und Krankheiten durch den von Gröning ausgehenden "Heilstrom", sondern legen Zeugnis ab von einer großen Verehrung Grönings durch seine Anhänger. Für alles und in jeder Situation kann das bloße Denken an Gröning die Rettung bedeuten.
Denken an und sich einstellen auf Bruno Gröning hilft bei Problemen mit dem Auto, am Arbeitsplatz, bei Schwierigkeiten bei einer Flugreise oder bei der Wohnungssuche.
Der Heilungsprozess und der Empfang des Heilstroms kann durch Schmerzen, so genannte Regelungsschmerzen, begleitet werden. "Der Regelungsschmerz kann dem Menschen nicht erspart werden. Er ist Teil eines Reinigungsprozesses, bei dem der Schmutz der Krankheit auf geistigem Wege aus dem Körper entfernt wird."
Neuere Entwicklungen
Nach dem Tod Grete Häuslers kam es zu einigen Veränderungen: Thomas Busse verließ den Freundeskreis und gründete den Informationskreis: Leben und Lehre Bruno Gröings e.V. Zwischenzeitlich suchten Dieter Häusler und der BGF die Zusammenarbeit mit Braco, einen kroatischen Heiler. BGF-Gruppen organisierten Veranstaltungen Bracos und nahmen an seinen Auftritten teil. Manche Anhänger sehen in Braco die Wiedergeburt Grönings.
Kritik
- Wer will entscheiden, ob die in der Folge des Sich-Einstellens auftretenden Schmerzen nicht Warnsignale des Körpers sind, die nicht übergangen werden dürfen?
- Geistheilungen gehören zu den naturwissenschaftlich nicht beweisbaren Therapiemethoden. Dennoch versucht der Bruno Gröning-Freundeskreis, die Technik des "Einstellens" naturwissenschaftlich zu begründen. (Arme und Beine dürfen einander nicht berühren, weil sonst ein "Kurzschluß" auftritt.)
- Verständnis von Krankheit und Gesundheit: Der Freundeskreis lehrt ein einfaches Schwarz-Weiß-Schema zur Erkärung der Welt: Solange der Mensch in der Ordnung Gottes lebt, erfährt er Glück und Gutes ( Gesundheit, Zufriedenheit, Freude...). Lebt er aber außerhalb dieser Ordnung, entstehen Unzufriedenheit, Unglück und Krankheit.
- "Grönings Lehre lebt im und vom Christentum" wird behauptet. Um welche Art Christentum handelt es sich? Im Verständnis der Freundeskreise hat Gröning inzwischen Mittlerfunktion zu Gott gewonnen. Er ist der Heilsbringer der Menschheit. Er allein hat die gesprengte Brücke zu Gott wiederhergestellt und ist der Retter der Welt.
- Gröning wird glorifiziert. Der "Wirksamkeit" seines Heilsstroms sind keine Grenzen gesetzt. Sie sollen auch bei Arbeitslosigkeit, Appetitlosigkeit, schlechten Noten in der Schule und unfreundlichen Nachbarn helfen. Gröning wird zu einem "Allheilmittel" hochstilisiert.
- Die therapeutischen Wirkungen sollen auf paranormalen Phänomenen beruhen, treten aber nicht unabhängig von psychosozialer Unterstützung auf, die aber zweifellos in den Gruppen gewährt wird.
Literatur
T. Busse, Die Lehre Bruno Grönings, Mönchengladbach 22001;
M. Kamp, Bruno Gröning - Revolution in der Medizin: Rehabilitation eines Verkannten, Köfering 2010;
S. Lorger-Rauwolf, Bruno Gröning und der "Bruno Gröning Freundeskreis", in: Geistige Heilung - Darstellung aktueller Phänomene, Werkmappe Nr. 90, 2006.
Website des Bruno Gröning Freundeskreises: https://www.bruno-groening.org/de
Stefan Lorger-Rauwolf, 2007/2014