ÜBER RISIKEN UND NEBENWIRKUNGEN - IN DEN SOZIALEN NETZWERKEN
„Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.“
Wohl fast jede:r kennt diesen Warnhinweis in Werbespots für Medikamente. Medikamente werden produziert, um einfach gesagt im menschlichen Körper Gutes zu bewirken. Dennoch kann nicht ausgeschlossen werden, dass sie unter bestimmten Voraussetzungen jenen, die sie einnehmen, nicht nur nicht helfen, sondern im schlimmsten Fall sogar Schaden zufügen. Wenn manche Influencer:innen Follower:innen in großer Zahl haben, dann gibt es dafür einen Grund: Etwas spricht ihre Follower:innen ganz offensichtlich an. Oder das, was diese Influencer:innen anbieten, hilft jenen, die ihnen folgen. Ähnlich wie bei Medikamenten kann auch hier nicht ausgeschlossen werden, dass diese Form der medialen Beeinflussung auf manche Konsument:innen auch negative Auswirkungen haben kann. Und dieser Aspekt soll in den folgenden Unterrichtsbausteinen Thema sein.
Alle in den Unterrichtsbausteinen angeführten Grafiken und Arbeitsblätter finden Sie hier als Download.
Sollten die Unterrichtsbausteine aus "Die Glückmacher:innen" mit der Klasse noch nicht durchgemacht worden sein, wird folgender Einstieg empfohlen:
Beispiele für Influencer:innen
Nachgefragt und weitergedacht:
In der nun folgenden Arbeitsphase wollen wir uns das Phänomen Influencer auf eine ganz spezielle Art und Weise ansehen:
Bildet in der Klasse zunächst Gruppen mit etwa vier bis sechs Personen.
Anschließend überlegt in den Gruppen Antworten auf folgende Fragen:
Welche Kategorien von Influencer:innen auf INSTAGRAM, die ihren Follower:innen dabei helfen, sich in irgendeiner Form selbst zu optimieren, kennt ihr? Gemeint sind da zum Beispiel Influencer:innen, die ihren Follower:innen Tipps geben, wie sie Geld verdienen können, wie sie ihren Tag strukturieren können, Beauty-Tipps…
Schreibt die Kategorien nieder und verlinkt bei diesen zu jeweils mindestens zwei Beispiel-Reels.
Sammelt anschließend alle Kategorien und Beispiele in einem Dokument, das der ganzen Klasse zur Verfügung steht.
Influencer:innen und die Sehnsüchte ihrer Follower:innen
Wählt aus den von euch gesammelten Reels/Videos eines aus und beantwortet zu diesem folgende Fragen:
Was bietet die/der Influencer:in ihren/seinen Follower:innen an?
Welche Sehnsüchte könnte dieses Angebot bei den Follower:innen ansprechen?
Überlegt, welche sonstigen Sehnsüchte euch bekannte Influencer:innen bei ihren Follower:innen ansprechen und erstellt anschließend eine Liste für die ganze Klasse.
Das Säulenmodell
Denken wir den vorherigen Unterrichtsbaustein noch etwas weiter: Wonach sehnen wir Menschen uns ganz generell? Welche Bereiche unseres Lebens sind für unser Wohlbefinden, für unsere Identität besonders relevant?
Das sogenannte Säulenmodell von Hilarion Petzold kann zu dieser Frage eine gute Antwort bieten.
Vielleicht ist die Frage bereits aufgetaucht, warum wir uns mit diesem Thema so ausführlich beschäftigen? Wir, das ist der Arbeitskreis der diözesanen Weltanschauungsreferent:innen Österreichs, eine kurze Beschreibung unserer Arbeit findet sich im Dokument FAQ – Der perfekte Mensch. Die kurze Antwort auf die Frage nach dem „Warum?“ lautet: Weil wir gefragt werden. Ja, wir werden immer öfter von meist indirekt Betroffenen angefragt, wie bestimmte Angebote zur Selbstoptimierung einzuschätzen sind. Dies meist dann, wenn die Anfragenden wahrnehmen, dass ihnen die Betroffenen plötzlich auf gewisse Art und Weise fremd werden, dass die Angebote den Betroffenen in Summe eigentlich gar nicht guttun. Stellvertretend für viele Anfragen möchten wir hier als Beispiel die Geschichte von Paul – selbstverständlich in anonymisierter Form – erzählen.
Die Packungsbeilage
Wie im Video zum Säulenmodell "Extrem, radikal, fanatisch. Was tun?" anschaulich dargestellt, können auch bedenkliche Inhalte unsere Säulen befüllen. Aus dieser Perspektive wollen wir uns jetzt die zu Beginn gesammelten Beispielvideos (Reels) etwas näher ansehen.
Nachgefragt und weitergedacht:
Wählt aus den zu Beginn gesammelten Reels zwei bis vier (möglichst unterschiedliche) Beispielviedeos aus.
Stellt euch vor, diese Videos würden jetzt – so wie ein Medikament, bevor es auf den Markt kommt – von Expert:innen geprüft, die dann für künftige Follower:innen eine Packungsbeilage erstellen, die folgende Informationen bereithält:
Was ist der „Wirkstoff“ dieses Videos, sprich, wobei kann es Menschen helfen und unterstützen?
Welche menschlichen Sehnsüchte spricht dieses Video an?
Was könnten bei diesem Video mögliche „Risiken und Nebenwirkungen“ für die Follower:innen sein?
Was könnte passieren, wenn jemand die Menge solcher Videos zu hoch „dosiert“, sprich, wenn jemand sich jeden Tag unzählige solcher Videos ansieht? Was könnten die Folgen so einer „Überdosierung“ sein?
Bei einem Medikament wird empfohlen, sich bei Fragen punkto Einnahme an den Arzt oder Apotheker zu wenden? An wen können Betroffene sich mit Fragen zu diesen Videos wenden? Kennst du Stellen, die Jugendlichen in diesen und ähnlichen Fragen weiterhelfen?
Fasse die wichtigsten Ergebnisse der Jugendstudie zum Thema „Schönheitsideale im Internet“ (1) in Stichworten zusammen.
Sind die Ergebnisse dieser Jugendstudie aufgrund deiner eigenen Erfahrungen nachvollziehbar? Was ist für dich dabei überraschend?
Tausch dich im Anschluss mit deinen Klassenkolleg:innen über die Inhalte der „Grafik zur Studie“ (2) aus: Wie denkst du über diese Ergebnisse? Welche Zahlen überraschen dich? Wie könnte ein Gegentrend zu diesen Entwicklungen aussehen?
Eine Auswahl an weiterführenden Informationen und hilfreichen Quellen sowie eine Auflistung von Videos und Materialien, die sich kritisch mit den Themen Perfektion und Selbstoptimierung sowie Internetnutzung und Influencer:innen auseinandersetzen, finden Sie hier.
Linz, im Februar 2025
Herbert Mühringer, Lehrer am Gymnasium Dachsberg (Oberösterreich) und
Referent für Weltanschauungsfragen der Diözese Linz