Botschaften aus dem Jenseits?
Der Schulschikurs hatte vielversprechend begonnen: tolles Wetter, herrlicher Schnee - und jetzt das: Laura muss am zweiten Tag mit einem gebrochenen Arm nach Hause fahren. Ein Sturz auf der Piste? Nein, das war ganz anders: Laura und ihre Freundinnen und Mitschülerinnen Alina, Linda und Sophie beschäftigten sich schon eine Weile mit unheimlichen Dingen. Das hatte sich so ergeben, nachdem Sophie einen Videokanal mit „echten“ Geistererscheinungen auf YouTube gefunden hatte.
Zudem hatte Lindas Mutter einmal davon erzählt, dass sie als Jugendliche „Gläserrücken“ ausprobiert hatte und dass beim Tod ihrer Großmutter eine Uhr stehen geblieben sei. Irgendwann hatten die Mädchen dann in der Pause „Charlie Charlie“ gespielt und der Bleistift hatte sich tatsächlich bewegt. Laura wollte auch einmal „Bloody Mary“ ausprobieren, hatte es aber sein lassen, weil sie ein echt gruseliges Video gesehen hatte, das ihr Angst machte.
Kurz: Die Frage, ob es Geister gebe und wie man mit ihnen in Kontakt treten könne, faszinierte die vier. Und dass sie auf dem Schikurs ein gemeinsames Zimmer ergattert hatten, bot Gelegenheit für weitere „Experimente“: Am ersten Abend saßen nun Linda, Alina und Sophie gespannt auf dem Boden um einen Kreis aus Zetteln, auf die sie rasch Buchstaben, Ziffern, „Ja“ und „Nein“ geschrieben hatten, und in der Mitte ein umgedrehtes Zahnputzglas, auf das sie ihre rechten Zeigefinger legten. Das Zimmer wurde nur von einer Kerze auf einem schmiedeeisernen Leuchter spärlich erhellt, die sie sich von einer Bauernkommode in ihrer Unterkunft „entliehen“ hatten.
Laura, die ihren „Bloody Mary-Schrecken“ noch nicht ganz verdaut hatte, wollte nur zusehen und lag dazu bäuchlings in der oberen Etage ihres Stockbettes. Linda hatte das Kommando übernommen und nach Meinung der anderen wohl auch ein bisschen „nachgeholfen“, als das Glas auf die Frage, ob ein Geist im Raum sei, recht zielstrebig in Richtung „Ja“ glitt. Doch mit dem, was dann geschah, hatten sie nicht gerechnet: Nach der Frage, wie der Geist denn heiße, geschah zunächst eine gefühlte Ewigkeit nichts. Doch dann begann das Glas zu buchstabieren, zaghaft zunächst, doch dann zunehmend schneller: F-----R-----I---T--Z. So hatte doch Sophies Opa geheißen, der vor nicht einmal einem halben Jahr gestorben war. Alle konnten sich noch gut erinnern, wie niedergeschlagen und traurig Sophie deshalb gewesen war. Jedenfalls überschlugen sich jetzt die Ereignisse, die die Mädchen im Nachhinein nur mehr bruchstückhaft rekonstruieren konnten: Vor Schreck hatten sie das Glas umgeworfen, was – so hatten sie gelesen – Unheil bringe, die Kerze hatte stark geflackert und Laura war so unglücklich aus dem Stockbett gestürzt, dass sie sich den Arm brach. Ihrer Meinung nach war Fritz – wohl doch ein böser Geist und nicht Sophies geliebter Opa – dafür verantwortlich und nicht, dass sie, gebannt auf die Bewegungen des Glases starrend, immer weiter über die Bettkante gerutscht war und dabei den Halt verloren hatte …